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385 Themen, 15 Autoren & 454 Gedichte
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Gedichtwettbewerb 2014 mit dem Thema "Schloss" - die Ergebnisse:
An dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an alle 409 Teilnehmer.
Weitere Informationen / Bilder zum Gedichtwettbewerb und der 1. Buchmesse im Schloss in Aschaffenburg finden sie hier und hier.
Und hier die Siegergedichte:
Jule Liebling |
"Wie letztens jemand meine Festung stürmte"
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Ich nahm die Jahre
auf der Erde
und die Steine
in die Hand
Ich nahm die Scherben
aus dem Kopf
und baute
meine Festung aus Verstand
Viel Platz
für leere Räume
unter weißen Tüchern
Träume
In Rüstungen
aus Wünschen
kamen sie
und wollten
Ich feuerte auf jeden
Die Tore
fest verschlossen
nimmst Du die Steine in die Hand
und machst
aus meinen dicken Mauern
ein Schloss aus feinem Sand
Nichts hab ich mehr zum Feuern
Nur Sand,
der in der Mitte endet und beginnt
Nur Sand,
der, wenn ich ihn werfe
Dich zum Lachen bringt
Das Lachen
sickert durch den Boden
und formt die Scherben rund
Wozu die Festung?
Fragst Du nichts ahnend
nach dem Grund |
Babara Zang |
"Luftschlösser"
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Einmal in einem Luftschloss leben
und dann im Park die blaue Blume ziehn!
Mit Seifenblasen die Lüfte durchschweben.
Aus Träumen bunte Teppiche weben,
groß wie vom Rhein bis nach Wien.
Auf der Milchstraße einmal Milch einkaufen
und Hirte auf der Augenweide sein.
Mit dem eigenen Schatten tanzen und laufen
und erst am Purzelbaum verschnaufen
ganz nah bei Wolkenkuckucksheim.
Beim Tischler einen Lehrstuhl bestellen
und einen Heil'gen Stuhl noch gleich dazu.
Mit Glühwürmchen finstere Nächte erhellen.
Im Bergwerk einmal die Zeche prellen,
am Fuße blühenden Frauenschuh.
Und alle alten Zöpfe neu frisieren,
und öffentliche Hände schütteln gehn.
Mit Kichererbsen sich toll amüsieren,
getrübte Blicke blitzblank polieren.
Und doch mit beiden Beinen fest -
über den Dingen stehn. |
Axel Görlach |
"nacht wache"
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hautatmung
an den kühl
stäben des monds
nacktsilberstill
ein mord neben
an stirbt ein
wort eine letzte
hoffnung bleibt
auf der strecke
vergewaltigt
verdunkelt
fällt ein gefühl
ins schloss |
Heidi Messner |
"Schlossgesicht"
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dieses gesicht
gleicht einem schloss
alt, verfallen, grau.
über die spuren der vergangenheit
ranken sich efeu und wein
verdecken, was gewesen.
voller falten die fassade,
und der verputz fällt langsam ab.
zwei warme augen, die
wie fenster von reicher vergangenheit künden,
von leben.
von leben, das nun durch das mauerwerk
allmählich ausströmt,
ausfließt durch die nagespuren,
die der zahn der zeit hineingerissen hat,
kauend, knabbernd, beständig
sich hineinschlagend in das warme fleisch
von türmen und zinnen,
von dächern und gewölbe.
auch wenn die fensterläden sich nun bald
für immer schließen,
bleibt ein hauch von größe,
ein luftzug von besonderheit,
der einst aus diesen mauern strömte
und sich nun im nichts verliert. |
Muriel Razavi |
"Wüstenschloss"
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Der Staub flüstert
Lieder wie verzuckerte Datteln
Aus Mündern mit Perlen gefüllt
Fasanen mit Juwelen bestückt
Feen mit Haut aus Elfenbein
Gepudert in Moschus
Durch das Knospenmeer
Zu den Türmen
Wie Granatäpfel in Gold getaucht
Mit Lapislazuli-Spitzen
Die die Milchstraße kitzeln
Der Mandelkranz
Beim Harfenklang des Tores
Hoffnungsschwanger geöffnet
Wie die Federn des Falken
Beim Rufe Helios
Und Löwengebrüll
Noch eintausend Jahre
Der Staub flüstert |
Daniela Schicke |
"Relictum Animae"
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letzte Nacht wieder geträumt
von verfallenem Schloss
auf hohem Felsenschoß
mit weißer Gischt umschäumt.
Ruine der Vergangenheit
früher strahlend erblüht
nun vom Wind verweht
gebrochen durch den Fluch der Zeit.
In fahles Mondlicht eingetaucht
thront hier einstiger Glanz
erahnte noch den letzten Tanz
vergeblich Leben eingehaucht.
Suchte Einlass an verschlossenem Tor
grün bewachsenes Gemäuer
mein Schatz – mir lieb und teuer
machte ein wärmendes Feuer davor. |
Ulrich Bergmann |
"Kein Traum"
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Bin endlich gestrandet auf Hiddensee
und suche mein Schloss am Meer
Wenn ich in Vitte am Hafen steh
atme ich Bodden und Teer
Und mitten im Sommer fällt ein Schnee
auf die Seele im Immermehrland
Mein Herz es ist kühl im Wind o weh
an der Küste im Seesternsand
Und wenn ich hinauf zur Hucke geh
seh ich hinter den Wellen nichts mehr
Die letzte Linie wird Idee
Die See und der Himmel sind leer
Und mitten im Sommer fällt ein Schnee
auf die Seele im Immernochland
Mein Herz es wird kalt im Wind o weh
unterm Dornbusch am Seesternstrand
Und über der Sonne fällt der Schnee
vom Dach des Alls ins Parterre
Dann falle auch ich aus Luv und Lee
und geh aus dem Haus am Meer
Und immer noch Sommer - da fällt der Schnee
auf mein Herz im Nimmermehrland
Meine Liebe du fehlst mir im Winterweh
am Nachtrand im Sternensand
Am Jenseitsstrand von Hiddensee
da bin ich nicht mehr so schwer
Ich fliege weit weg nach Übersee
und brauch keinen Schlüssel mehr |
Andrea Lydia Stenzel |
"HINTER SCHLOSS UND RIEGEL"
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Der Wind pfeift leis durch tausend leere Fenster
Es riecht nach Schnee und Salz und Eau de Vie
Jahraus jahrein sitz ich in meinem Turm
und sehe wie die Zeit verrinnt Die Tage
gerinnen mir zu Klumpen Stunden bluten
sich aus seitdem die letzten Drachen tot
die Prinzen aus dem Land verschwunden sind
Die Dornenhecke rings ums Schloss ist mit
dem Zauberer im Bund Sogar den Katzen
ist nicht zu trauen Die Diener schweigen alle
Doch in den Nächten fliegt die Eule lautlos
zu mir herein Sie ist mein treuer Bote
mein Mitverschwörer und mein Schutzpatron
Ich sammle heimlich ihre grauen Federn
Und wenn der Wärter hinter mir die Tür
versperrt beginne ich mit meiner Arbeit
Aus Eulenfedern nähe ich mein Kleid
Ich nähe bis mir meine Finger bluten
Doch weiß ich dass es nicht mehr lange braucht
Wenn morgen Nacht der Schlossherr eine Antwort
verlangt nehm ich das Kleid - und fliege fort |
Apolonia Gottwald |
"Der Rosenturm - Ein Sonett"
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Ich blicke in den fernen, weiten Himmel
der blauen Hoffnung Antlitz gibt mir Kraft
und doch der Wolken grauer, feiner Schimmel
er nagt an ihrem tief verborgnen Schaft
Um meinen alten Turm die Rosen ranken
mit ihren strahlend schönen weißen Blüten
und doch sind ihre Stacheln harte Schranken
die um mein Freiheitsfenster schrecklich wüten
So gründlich ich mein Zimmer auch durchsuche:
die Tür versperrt, nur Anblick den ich hasse
bis endlich ich im Zorn die Dornen fasse
Und in dem Schmerz, da fühle ich die Schlüssel
nun blick ich mit den Wangen tränennasse
den Rosenturm, den leer ich hinterlasse. |
Annabelle Kahmann |
"Schloss Wolkenburg"
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Hoch türmen sich Wassermassen
wippen und wogen durch endlose Gänge
können ihr Glück noch kaum richtig fassen
geraten dem Wind in die Fänge.
Weit würfeln winzige Tropfen
über Stöcke und Steine durch Wiesen und Wald
hören das Fauchen das Singen und Klopfen
für Neugierde wird mit dem Leben bezahlt.
Sie rasen gemeinsam von Böen geschüttelt
an Bergen und Bäumen hinunter zur Erde
die kräftiges Grollen erschüttert
wer weiß was da kommen werde?
Tapfere Strahlenkrieger wärmen weise
die triefende tropfende Weltenerde
schicken erneut auf die einsame Reise
die große gewaltige Tropfenherde.
Von seidenen Fäden gelockt und gewärmt
von windigen Böen geformt und geleitet
werden die Mauern aus Nebel umschwärmt
und von fleißigen Tropfen erweitert. |
Christiane Schwarze |
"Der Traum"
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Am Nachthimmel hängt ein halber Mond.
Spiegelt sich in Ziegeln fremder Dächer.
Wärmt seinen Rücken am Kaminrauch.
Auf Buchstabenfundament erbaut,
weit über die Wolken hinaus, ein Turm.
Von seinen Balkonen ertönen Lieder.
Gedichte wählen Kemenaten mit Sternenblick.
Geschichten sitzen am Küchenfeuer, essen Eintopf.
Ein Haiku sucht im Garten vergeblich nach Glühwürmchen.
Fliederduft kündigt sich an.
Heimlich verlassen Planeten ihre Umlaufbahn und lauschen.
Was sind Jahrmillionen des Kreisens, gegen diesen Augenblick!
Du und ich balancieren auf einem Zeilenseil,
setzen uns auf einen Mondstrahl.
Die Wände des Schlosses blicken uns irritiert an.
Während wir aßen, hatte es Verworrenes geträumt. –
Das Licht des Mondes, ein fremder Gast. |
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